Deutsch als Fremdsprache an der Hochschule Harz –
                                                                             aus der Sicht einer Lehrbeauftragten

Erfahrungsbericht

„Alle Städte den Harz hinauf, den Harz hinab, haben ihre Schätze und Kostbarkeiten;
keine aber ist so reich und bunt wie Wernigerode.“ Mit diesen Worten beschrieb
der Heimatdichter Hermann Löns im Jahr 1909 den charmanten Ort zu Füßen
des nördlichen deutschen Mittelgebirges. Die kleine Stadt (33.141 Einwohner, 2019)
Für einen städtischen Müßiggänger ist es jedoch das Schloss- das Leitbild
des norddeutschen Historismus - eine richtige Visitenkarte dieses märchenhaften Ortes,
der die Vielfalt des Harzes an einem Ort bündelt. Auf dem Schloss wurden entscheidende Passagen der ersten Sozialgesetzgebung Deutschlands entwickelt.

Allein die Behauptung, dass Wernigerode „nur“ eine feine historische (Fachwerk-)Altstadt hätte (mit einem einmaligen Rathaus), käme allerdings den meisten Einheimischen und Gästen der Stadt viel zu kurz.

Neben Magdeburg und Halle zählt sie zu den am weitesten entwickelten Standorten in Sachsen-Anhalt und steht für wirtschaftliche Entwicklung (z.B.: Hasseröder Bier (-brauerei) und Baumkuchenhaus), eine gute Infrastruktur (z.B.: viele Fahrradwege) und Bildung (z.B.: das Robert Koch-Institut). Die Hochschule Harz ist eine Bildungsstätte mit mehr als 3000 Studenten (aktuell: 3.100) und bietet insgesamt 25 Studiengänge in den Fachbereichen Automatisierung und Informatik, Verwaltungswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften an. Darüber hinaus nimmt die Hochschule an vielen internationalen Projekten teil, was dazu führte, dass mindestens vor fünfzehn Jahren das Fach Deutsch als Fremdsprache für Austauschstudierende (Erasmusstudierende) ins Leben gerufen wurde und sich etabliert hat – bis heute findet es reges Interesse. Nun ist es ein Pflichtfach für verschiedene Gruppen internationaler Studierender - für Studierende des englischsprachigen Studiengangs iTIM, im Rahmen eines Double Degree-Programms und auch für Erasmusstudierende, die in den vielen Fällen Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Tourismus studieren.  

Die größte Herausforderung besteht darin, dass in einem Deutschkurs die Studierenden mit der Brückensprache Englisch aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen (von den USA bis von Japan; es kamen vor wenigen Jahren auch die Studierenden aus Estland). Der Tatsache, dass nach dem geschriebenen Einstufungstest die Gruppen trotzdem heterogen bleiben, muss die Rechnung getragen werden. Die Ansprüche der Studierenden darf man nicht unterschätzen: in den meisten Unterrichtssituationen finden sie es toll, aktiv zu sein, sie möchten sich maximal in das Unterrichtsgeschehen einbringen und mithilfe der Sprache eigene Erlebnisse vermitteln. Von daher wundert es nicht, dass gerade das Präsentieren zu ihren beliebtesten Unterrichtsphasen zählt. Darüber zu sprechen, was einen bewegt und es auch gelegentlich zu zeigen, gehört zu den lebhaften Momenten im Unterricht (Die Erfahrung hat gezeigt, es ist auch im Anfängerunterricht mithilfe der Bilder möglich.).

Was hier beschrieben wird, ist natürlich ein Idealfall – umso erfreulicher ist es, die ersehnte Motivation in solchen Unterrichtssituationen tatsächlich wahrzunehmen.

Heutzutage werden viele Umstände zu einem „Spannungsfeld zusammengepuzzelt“- das lässt sich auf die Lehrtätigkeit an der Hochschule Harz gut übertragen – ganz aktuell sind es Unterrichtsstunden mithilfe der Videokonferenz, bei denen man – von allen anderen Schwierigkeiten abgesehen – eine andere Form der Interaktion jedes Mal erfinden muss, um dem Deutschunterricht an der Hochschule die Gegenwart und die Zukunft zu geben.

Umso spannender wird es, wie die mündlichen Prüfungen, die nun auch in Form einer Videokonferenz stattfinden sollen, ablaufen werden – das hat man bis dahin noch nicht erlebt.

Die schriftlichen Prüfungen in der Form einer Klausur finden dieses Semester aufgrund der aktuellen Einschränkungen im Lehr- und Prüfungsbetrieb nicht statt.

Die Lehrkräfte und die Studierenden kommen aber mit dem eingespielten Krisenmodus ziemlich gut zurecht. Nächsten Freitag gibt es, zum Beispiel, sogar Hochschulsport über ZOOM, also, eine nützliche Ergänzung zu den vielen Abendschichten vor dem Computer, um sich wieder in eine gute Form zu bringen.

Inga Kotelnikova

30.05.2020

Quelle: „Stadt Wernigerode“, „Hochschule Harz“ aus „Wernigerode/Harz Special“, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marktplatz 1, 38855 Wernigerode, aktuelle Ausgabe
                              
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EDLV

Estnischer Deutschlehrerverband

MTÜ Eesti Saksa Keele Õpetajate Selts tegevuse eesmärgiks on heategevuslik saksa keele ja kultuuri toetamine avalikes huvides.